Wahlkampfprogramm

Christian Vogt wird am 03.07.05 Oberbürgermeister der Stadt Rüsselsheim.

Wir machen die Stadt urbaner
Wir machen die Stadt lebendiger
Wir machen die Stadt intelligenter

2. Kultur

Die Nachfrage nach ästhetischer und ethischer Erziehung, nach Kunst und Wissenschaft, nach Kultur wird zunehmend größer. Kultur kann den aktuellen gesellschaftlichen und ökonomischen Anforderungen nur gerecht werden, wenn sie ihnen nicht unterworfen wird, wenn sie sich einer ebenso aktuellen Gegenbewegung wirksam widersetzt: der Tendenz ihrer zunehmenden Ökonomisierung. Rüsselsheimer Kulturpolitik hat den Auftrag, dem Leben der Bewohner eine moralisch und ästhetisch tragfähige Kontur zu geben, denn in Gesellschaft und Ökonomie des 21. Jahrhunderts wird sich der Mensch nur dann behaupten können, wenn er über mehr verfügt, als ökonomisch unmittelbar verwertbares Spezialwissen.

2.1. Achse der Muse

Rüsselsheim ist durch die schnelle Stadtvergrößerung in den 60er und 70er Jahren einer Bausubstanz ausgesetzt, die nach den heutigen Betrachtermaßstäben nicht mehr als „schön“ gilt. Trotzdem gibt es malerische Orte, an dem sich der Bürger durch Inszenierungen bereichern soll, um fit für den Alltag zu werden. Diese Orte befinden sich in der „Achse der Muse“. Die Achse wird aus den Einzelteilen Festung, Opel-Villen, Palais Verna, Stadtpark, Schäfergasse, „das Rind“, Mainblock und dem Mainvorland gebildet. Diese Kulturmeile ist einzigartig. Sie gehört entsprechend ausgebaut, gestärkt, vermarktet, visualisiert und damit in das Bewusstsein der Bevölkerung gerückt.

2.2. Theater

Das Stadttheater steht derzeit in einer Diskussion über die Betriebsform. Das kann nicht die Ebene sein, über die Einigkeit über die Zukunft eines solchen Hauses erzielt wird. Deshalb ist eine Diskussion über die Nutzungskonzeption sinnvoll. Die Betriebsform ist das Ergebnis aus der zukünftigen künstlerischen Ausrichtung. Allerdings kann ein Konsens darüber nur durch die Einbeziehung der beteiligten Gruppen erzielt werden. Darunter zählt vor allem die Belegschaft. Was auf jeden Fall gebrauch wird, ist eine Einbeziehung der Rüsselsheimer Kulturtreibenden und die Förderung des künstlerischen Nachwuchs. Die entsteht nur mit einem Jugend- und Laienensemble unter professioneller Führung. Auch im Bereich des Theaters muss die Stadt als Träger nicht alle Bereiche in Eigenregie durchführen. Daher ist die Anbindung an die aktive Bürgerschaft zu implementieren.

2.3. Jazz

Urbanität, Lebendigkeit und Intelligenz heißt, auf den Stärken aufzubauen und diese gemeinsam zu verbessern. Eine Rüsselsheimer Stärke ist die Musik und im speziellen die Jazzmusik. Sie ist nicht durch Herkunft bedingt. Jazz ist durch alle Kulturen hindurch eine internationale Musiksprache. Hier wurde in den letzten Jahren viel investiert und eine mühevolle Aufbauarbeit geleistet, auf die nun vernünftig aufgesattelt werden kann, damit dieser Bereich dazu führt, einen neuen städtischen Identifikationspunkt zu schaffen.
Rüsselsheim nennt sich zu recht eine Jazzstadt. Durch den Zusammenschluss von Opel, Kulturamt, „das Rind“, IKS Jazz e.V. sowie der Mainspitze wurde sich dieser Ruf erarbeitet. Damit sich daraus mehr Nachhaltigkeit entwickelt, ist es nicht nur sinnvoll, „große“ Namen auch weiterhin in der Stadt auftreten zu lassen, sondern auch den pädagogischen Aspekt nicht zu vernachlässigen. Die Musikschule zieht in das Palais Verna und damit zentral in die „Achse der Muse“, ergänzt mit einem Konservatorium für Jazz- und Popularmusik. Damit sollte es möglich sein, studierte Rüsselsheimer Musiker an die Stadt zu binden.